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Süßer nur in Herrenberg die Glocken klingen…

Auch im herbstlichen Dauerregen sehr schön anzusehen: die Fachwerk-Innenstadt von Herrenberg.

Auch im herbstlichen Dauerregen sehr schön anzusehen: die Fachwerk-Innenstadt von Herrenberg.

HERRENBERG (© hmg 06.11.2016) – Den Besucher von Herrenberg empfängt nicht nur eine sehr sehenswerte historische Fachwerkstatt, sondern jeden Tag von 08 bis 16 Uhr auch Glockenklänge aus über 1000 Jahren Glockengeschichte. Zu verdanken ist dies dem 1990 gegründeten Glockenmuseum in der Stiftskirche von Herrenberg, das seither in der barocken Haube des gotischen Westwerks (Kirchturm) aus dem Jahr 1749 beheimatet ist.

Das Carillon im Glockenmusem Herrenberg

Das Carillon im Glockenmusem Herrenberg

1990 noch mit elf Glocken “bestückt”, sind es 2016 bereits mehr als 30, noch dazu läutbare Bronzeglocken, deren Geschichte(n) teils rund 800 Jahre alt ist. Hinzu kommt seit 2012 ein 50-stimmiges Carillon, auf dem regelmäßig Konzert gegeben werden, die Dank des offenen Kirchturms in der gesamten Innenstadt hörbar sind. Das Museum ist nahezu einzigartig, es besitzt das umfangreichste Glockenensemble weltweit.

das Glockenmuseum im weiträumigen "Glockenraum" der Stiftskirche

das Glockenmuseum im weiträumigen “Glockenraum” der Stiftskirche

Führungen durch das Glockenmuseum sind jederzeit möglich (siehe Öffnungszeiten unten), größere Gruppen sollten sich jedoch zuvvor anmelden, da das Museum ehrenamtlich durch den Verein “Herrenberger Bauhütte e.V.” betrieben wird. Bei der gut einstündigen Führung erfährt man viel über die Entstehung wie Herstellung der Glocken, deren Pflegeaufwand, dass der Ton einer Glocke nicht nur einfach ein “Ton” ist, sondern durch spezielle Legierungen der Bronze, Dickwandigkeit und Größe erreicht wird. Zu verdanken ist dies einem uralten Handwerk, das allerdings im Begriff ist auszusterben.

die "Mittagsglocke" aus dem Geburtsjahr Martin Luther (1483): sie stimmt in Herrenberg nicht nur alle 15 Minuten in den Glockenrythmus ein, sie ist auch besser bekannt als "Mittagsglocke".

die “Mittagsglocke” aus dem Geburtsjahr Martin Luther (1483): sie stimmt in Herrenberg nicht nur alle 15 Minuten in den Glockenrythmus ein, sie ist auch besser bekannt als “Mittagsglocke”.

Neben der rund 800 Jahre alten “Arme Sünder Glocke” ist im Glockemuseum z.B. auch die aus dem Geburtsjahr Luthers (1483) erhaltene “Mittagsglocke” zu sehen. Sie schlägt seit mehr als 500 Jahren jeden Mittag um 12 Uhr, woher sie ihren Namen hat. Ursprünglich allerdings basiert das Mittagsleuten auf Angst vor den Türken, die 1529 erstmals “vor den Toren Wiens” standen (und 1683 erneut). Die Kirche führte das Mittagsleuten Anfang des 16. Jahrhunderts (just also zu der Zeit, als Luther seine 95 Thesen in Wittenberg proklamierte) damals zum Mahnen des Friedens ein.

die 1999 gegossene "Dominika"-Glocke

die 1999 gegossene “Dominika”-Glocke

Die älteste bekannte Glocke ist übrigens die “Karolingerglocke” aus dem 8. Jahrhundert nach Christus. Diese wurde von Archäologen an Hand von Fundstücken aus Vreden rekonstruiert, nachgegossen und dem Rotary Club dem Glockenmuseum gestiftet. Die “Jüngste” der Glocken ist die Dominika-Glocke: sie wurde 1999 als “Milleniumsglocke” für Herrenberg gegossen und dient mit ihrer Inschrift “Du sollst den Feiertag heiligen” als Sonntagsglocke in der Stiftskirche.

die Stiftskirche im Herzen von Herrenberg vom Pulverturm aus gesehen

die Stiftskirche im Herzen von Herrenberg vom Pulverturm aus gesehen

Weitere Infos zum Museum auch unter www.glockenmuseum-stiftskirche-herrenberg.de.

Öffnungszeiten VON APRIL BIS OKTOBER:
Mittwoch 14.30–17.00 Uhr
Samstag 14.30–18.30 Uhr
Sonntag/Feiertag 11.30–17.00 Uhr

Öffnungszeiten VON NOVEMBER BIS MÄRZ:
Mittwoch 14.30–16.00 Uhr
Samstag 17.00–18.30 Uhr
Sonntag/Feiertag 14.30–16.00 Uhr