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Reisebericht: Pfälzer Wald

Blick vom Luitpoldturm über den Pfälzer Wald

Blick vom Luitpoldturm über den Pfälzer Wald

21.05.2007 – Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Schöne liegt so nah… im Südwesten Deutschlands, zwischen Bad Bergzabern, Pirmasens und dem deutsch-französischem Grenzgebiet liegt ein touristisches Kleinod wie es seines Gleichen sucht: das Wasgau. Am südlichen Rand des Pfälzer Waldes gelegen, direktes Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich (Lothringen und Elsass), lädt diese Region zu ausgedehnten Wanderungen, Walkingtouren und Radzirkeln ein. Die engen Täler mit ihren schmalen Straßen locken in den Sommermonaten unzählige Motorradfahrer an, die einsamen Dörfer “hinter der nächsten Kuppe” sind verschlafen und doch am Puls der Zeit (abgesehen vielleicht von dem Nachteil, dass man hier Zahlungen mit Kredit- oder EC-Karte schlichtweg nicht kennen will: nur “Bares ist wahres!”).

imposant und faszinierend: der Altschlossfelsen

imposant und faszinierend: der Altschlossfelsen

Jahrhundertelang war diese Region geprägt von Kriegen. Eigentlich Herzstück Europas und als “Pfalz” der Deutschen Kaiser einstmals mit Burgen gesegnet, ist die leidvolle Geschichte dieser Region überall zu spüren. Einen Schritt nach Lothringen und ins Elsass hinüber und man befindet sich auf der Maginot-Linie, auf der Pfälzer Seite dafür viele zerfallene Ritterburgen aus dem Mittelalter, dazu Festungen und Bastionen von Sébastien Le Prestre de Vauban, geschliffen und zerstört, teilweise erhalten, teilweise wiederaufgebaut. Mitten drin die Burg Berwartstein, einst berüchtigtes Heim des Ritter von Trapp. Geächtet von Papst und Kaiser und dennoch erst 7 Jahre danach gefasst und gerichtet (1503 n.Chr.) und anschließend dennoch kirchlich beerdigt. Wer einmal in der Nähe von Berwartstein ist, sollte sich diese lebendige Geschichte von den Burgführern erzählen lassen.

Burg Berwartstein, Heimatburg des berüchtigten Ritters "Trapp"

Burg Berwartstein, Heimatburg des berüchtigten Ritters “Trapp”

Die Region besteht geologisch gesehen fast ausschließlich aus Sandstein, der ausgewaschen und verwittert auf den Bergspitzen überall faszinierende Gesteinsformationen bildet. So auch den “Altschlossfelsen” nahe Eppenbrunn, der sich rund 1,5 Kilometer lang und bis zu 20 Meter hoch erhaben über den Wald und die Täler erhebt. Ein Rundweg fasziniert rund um diesen Felsen mit Lichtbrechungen und Einsichten, stundenlang kann man sich hier aufhalten und fotografieren, je nachdem wie die Sonne durch die Felslücken streift… Vom Altschlossfelsen aus kann man noch ein wenig weiter durch den Wald streifen und landet so beim “Dianabild”, ein mythenumworbenes Erbe der Römer direkt an der Grenze zu Frankreich. Das Relief ist eine künstliche Vertiefung von ca. 60 x 85 cm und zeigt die “göttliche Triade” von Silvanus, dem römischen Gott des Waldes, Jagdgöttin Diana und Mars, dem Schirmherr der römischen Legionäre. Inzwischen stark verwittert braucht man aber viel Deutungswillen für die Figuren… Von hier aus ist es übrigens nicht mehr weit nach Schweix, dem Grenzort. Dort befindet sich das Gasthaus “Zur Krone”, in dem es unseres Erachtens die besten selbstgemachten Kartoffelkroketten von ganz Deutschland gibt (Stand 2007 – Info 2012: leider gibt es das Gasthaus unter den uns bekannten Betreibern nicht mehr). 

das Schuhmuseum in Hauenstein

das Schuhmuseum in Hauenstein

Wem dies alles zuviel Natur ist, kann einen Tripp nach Hauenstein machen, dem alten Zentrum der Schuhmacherkunst in Deutschland. Nur wenige Schuhwerkstätten haben den Niedergang und Produktionsverlagerung nach Fernost in den letzten Jahren überstanden – nun wächst das “Shoe-Outlett” an diesem Ort mit den verbliebenen Deutschen Herstellern. Dringend empfohlen sei hier auch der Besuch des “Deutschen Schuhmuseums” mit der größten Schuhsammlung Europas. Da stehen nicht nur die “Winnetou-Schuhe” von Pierre Brice, sondern auch die “Treter” von z.B Boris Becker, Helmut Kohl, Fritz Walter, Gerhard Schröder, Steffi Graf , Thomas Gottschalk, und vielen anderen. Von Hauenstein aus ist es auch nicht mehr weit zum “Luitpoldturm”, der mit zu den höchsten Punkten der Pfalz gehört und bei guter Fernsicht nicht nur den Schwarzwald, sondern auch die Vogesen zum Greifen nah sein lässt.

die Bastion Bitche im benachbarten Lothringen

die Bastion Bitche im benachbarten Lothringen

Abschließend sei noch ein Tripp ins benachbarte Frankreich mit Lothringen und Elsass empfohlen. Neben der Garnisionsstadt Bitche ist vor allem Wissembourg am Rand des Rheingrabens wunderbar anzusehen. Die Festung Bitche ist auch heute noch vom Militär genutzt und eine der wenigen Festungen, die nie eingenommen wurde. Fastzinierend ebenso die mittelalterliche Verteidigungsanlage von Wissembourg – der Stadtkern ist im Sommer entlang des Baches Lauter ein Rosentraum in allen Farben…

Und als krönenden Abschluss kann man sich – egal ob auf pfälzer oder französischer Seite – von den Weinen der Region den Gaumen verwöhnen lassen. Weinproben werden eigentlich von allen Weingütern angeboten, die Preise hier für die unterschiedlichsten Sorten sind kaum anders als im Supermarkt, das Ambiente der Güter verleitet dann aber schon eher zum größeren Einkauf als das kalte kahle Regal bei den Discountern…

Infos im Web:

www.deutsches-schumuseum.de
www.pirmasens-land.de