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Reisebericht: Zeche Zollverein

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Die Kokserei der Zeche Zollverein

Die Kokerei der Zeche Zollverein

ESSEN (© hmg 05.04.2015) – Noch vor 40 Jahren war der “Ruhrpott” das, was er mehr als 150 Jahre lang war: ein großer rauchender Schlot, gespeist aus unterirdischen Kohlevorräten, graue Häuser, Feinstaub in der Luft den keiner kannte. Menschen und Arbeiter mit einer kurzen Lebenserwartung. Eben das “Industrieherz” Deutschlands sowohl vor dem “Wilhelminischen Deutschen Reich” unter Reichskanzler Bismarck, im Dritten Reich unter Hitler und viele Jahrzehnte auch in der frühen “Bundesrepublik Deutschland”.

Zeche Zollverein: Kohle wird hier heute nicht mehr gefördert.

Zeche Zollverein Schacht XII: Kohle wird hier heute nicht mehr gefördert.

Heute gibt es das alles nicht mehr. Der Himmel ist wieder blau, der Feinstaub aus der Luft verschwunden, im Winter kein Smog mehr, auf den Ruhrpott-Autobahnen gilt überwiegend Tempo 80 oder 100. Statt Schwerindustrie ist das Ruhrgebiet heute eine Dienstleistungs-Schwergewicht. Eine Rosskur der Wirtschaft, wie sie weltweit ihresgleichen sucht. Die Gasometer, Hochöfen und Fördertürme, die das Gesicht des Ruhrgebietes geprägt haben, sind aber deshalb nicht verschwunden. Sie sind immer noch da – und statt Produktionsstätten sind es nun Publikumsmagnete, Dank der “Route Industriekultur“. Diese erstreckt sind über rund 400 Kilometer quer bzw. rund durch das industrielle Erbe, ist gut ausgeschildert. Für Radfahrer ist die Strecke sogar 700 Kilometer lang ausgeführt – man ahnt: das ist nicht in ein bis zwei Tagen “abzuhaken”, das deckt einen kompletten Urlaub ab!

Schacht 1/2/8 (Bereich B) der Zeche Zollverein

Schacht 1/2/8 (Bereich B) der Zeche Zollverein

Wir haben uns zum “ersten Kontakt” mit diesem Erbe der “alten Schwerindustrie” mit dem “UNESCO Welterbe Zeche Zollverein” verabredet. Und müssen feststellen: alles andere was man bislang so unterwegs immer als “Schwerindustriegebiet” gesehen hat, ist nichts dagegen! Auf 35 Hektar erstreckt sich ein gigantischer Bergbaukomplex, beginnend mit Schacht XII (Bereich A) und dem Wahrzeichen der Zeche, fortgesetzt mit Schacht 1/2/8 (Bereich B) und letztlich die Kokerei (Bereich C).

Am 9. Januar 2010 zog das

Am 9. Januar 2010 zog das “neue Ruhr Museum” in die Kohlenwäscherei von Zollverein ein.

Diese einst modernste Zeche der Welt, gegründet 1834, beschäftigte in ihren Hochzeiten rund 5.000 “Kumpels”. Am 23. Dezember 1986 wurden alle verbliebenen Förderanlagen von Zollverein jedoch stillgelegt. Die Kokerei wurde immerhin noch bis 1993 betrieben.

Ein Abriss der Anlage stand nicht zur Debatte – die Zeche stand bereits zur Stilllegung unter Denkmalschutz. Am 14. Dezember 2001 wurden Zeche und Kokerei Zollverein in die Liste des UNESCO – Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen.

UNESCO Weltkulturerbe: die Kokerei der Zeche Zollverein

UNESCO Weltkulturerbe Zollverein: die Kokerei der Zeche

In Folge der “Route Industriekultur” wurde Zollverein so zum Prestigeobjekt, das Gelände für Touristen in der Region zur Pflicht. Eine Außenbesichtigung der gesamten Anlage ist ständig möglich und ist kostenfrei. Übrigens: Vom Besucherzentrum werden Führungen im Innenbereich angeboten, die teilweise von ehemaligen Bergleuten geleitet werden. In einigen ehemaligen Räumen gibt es verschiedenste Ausstellungen (wie auch das “red dot design museum”), hinzu kommen unzählige Kulturerlebnisse, darunter Kunstausstellungen, Festivals, Konzerte und Tanztheater. Fazit: Wir kommen wieder – nicht alles haben wir sehen können. Und die Route Industriekultur hat ja noch mehr zu bieten als nur Zollverein

© TEXT und FOTOS Hans-Martin Goede