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Reisebericht: Breslau – Krakau – Warschau

Unterwegs in der Breslauer Altstadt, hier der Rynek

Unterwegs in der Breslauer Altstadt, hier der Rynek

13. Juni 2012 (hmg) – “Dzień dobry!” – diese Begrüßung (“Guten Tag!”) reicht, um in Polen vorwärts zu kommen. Man/frau ist damit vertraut, dass die Landessprache bei den Touristen nicht gerade weit verbreitet ist. Den Rest der Kommunikation kann man problemlos mit englisch und deutsch fortsetzen. Überhaupt kann sich so manch deutscher Mitbürger eine Scheibe der polnischen Freundlichkeit mal abschneiden – wir haben uns rundum wohl gefühlt! Ebenso wirkt Polen unwahrscheinlich jung, umtriebig – das Land will mehr, will was erreichen, den Anschluss an den Westen hat es gefunden! Die Metropolregionen sind neben Breslau auch die Städte Krakau und Warschau. Wir kennen dieses Land durch regelmäßige Besuche seit 1989, doch jedes mal wurde es schöner und angenehmer, Hut ab!

die ziemlich leere Autobahn von Warschau nach Frankfurt/Oder...

die ziemlich leere Autobahn von Warschau nach Frankfurt/Oder…

Polen hat sich in den letzten Jahren enorm gesteigert. Das Autobahnnetz ist rapide gewachsen, von Görlitz kommend ist die Autobahn quer durch Schlesien komplett ausgebaut, bis Breslau sogar kostenfrei. Erst die weitere Strecke über Kattowitz nach Krakau ist kostenpflichtig. Wer bereits in Frankreich unterwegs war und mit dem Bezahlsystem vertraut ist, kommt damit gut zurecht – denn es ist dasselbe! Die Franzosen haben es also nach Polen verkaufen können, prima! Ein Problem des Verständnisses weniger. In Polen selber ist das System sehr umstritten, selbst Krankenwagen im Einsatz werden zur Kasse gebeten… Allerdings sind die Preise auch ziemlich gesalzen, die Strecke Warschau/Frankfurt-Oder schlägt 2012 zur EM mit umgerechnet rund 16 Euro auf 400 Kilometer in den Geldbeutel. Für westeuropäische Verhältnisse wenig, für polnische Einkommen sehr hoch – kein Wunder, dass die Autobahnen ziemlich leer sind. Leere Autobahn, 3-spurig bei Tempo 140… immer gerade aus – ziemlich ermüdend! Die weiteren Autobahnen (wie z.B. zwischen Warschau und Breslau bzw. Warschau und Krakau) sind im Bau und werden in naher Zukunft das Fernstraßennetz komplettieren.

Die Breslauer Zwerge, rund 100 sollen es bereits sein

Die Breslauer Zwerge, rund 100 sollen es bereits sein

Unser erstes Ziel war Breslau (Niederschlesien), mit mehr als 600.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Polens. Die Stadt  wurde bzw. wird zur EM 2012 komplett saniert und “umgegraben”, an allen Ecken und Enden wird gebaut bzw. glänzen neue Straßen und Fassaden. Die Altstadt wurde in den letzten 20 Jahren komplett saniert. Hauptattraktion ist der Rynek (Ring) rund um das Rathaus, das zugleich auch das Museum der Stadt ist. Tja, und über Zwerge kann man auch stolpern! Denn die stehen überall… Die Breslauer Zwerge (poln. krasnale) sind eine Touristenattraktion in Breslau (Wrocław), nahezu 100 dieser Figuren gibt es bereits und es werden ständig mehr. Es gibt keine Lagekarte für diese Kunstwerke, man muss einfach drüber stolpern :-). Hotels gibt es in der Stadt wie “Sand am Meer”, auch im nahen Innenstadtbereich – die Preise sind selbst für 4-Sterne-Hotels moderat. Rund um die Universität (die übrigens mit der Aula Leopoldina einen Kunstschatz birgt) gibt es auf den Sandinseln entlang der Oder in den Sommermonaten ein reges Partyleben: “Strandbars” und Grünanlagen sind durch die Studenten im Dauerbelagerungszustand. Wer schon immer mal das “Nationalessen” der Polen probieren wollte, ist in Breslau in der www.pierogarnie.com am Rynek am besten aufgehoben!

Der Eingang zum Arbeitslager Ausschwitz

Der Eingang zum Arbeitslager Ausschwitz

Fährt man weiter Richtung Krakau, kommt nach Kattowitz der Abzweiger nach Tychy. Nimmt man dort die Landstraße 44 Richtung Osten, landet man nach kurzer Zeit im dunkelsten Kapitel Deutscher Geschichte: die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Mehr als 1,1 Millionen Menschen wurden hier durch das perfide Nazi-Regime hingerichtet. Während Birkenau nur noch als erschreckend große Fläche mit wenigen Nachbauten zu sehen ist (das Lager wurde kurz vor der Befreiung abgebrannt), ist der Ausgangspunkt dieses Schreckenslagers – Auschwitz – noch vorhanden. Im Gegensatz zu 1989, als die Gedenkstätte (systembedingt) aus der Erinnerung heraus noch vergleichsweise wenige Besucher begrüßen konnte, ist das Areal heute im Jahr 2012 ein Touristenmagnet. Tausende Menschen (Erwachsene wie Schüler/Klassen zugleich) werden in Sprachgruppen zugleich in kurzen Abständen durch die Gedenkstätte geführt, die nichts von ihrem Schrecken verloren hat. Im Nachgang wirken die später in Krakau erlebten “Touristenangebote” von Kleinbussen, bei denen “besuchen Sie den Wawel, die Höhlen und das KL Auschwitz” in einem Atemzug genannt werden, leider doch sehr fehl am Platz. Die Gedenkstätte ist somit gleichgesetzt zu “normalen” Besuchszielen, was in unseren Augen nicht richtig ist.

Tuchhallen (links) und Marienkirche (rechts) in Krakau

Tuchhallen (links) und Marienkirche (rechts) in Krakau

Krakau, die alte Königstadt der Polen – im ewigen Streit mit Warschau (“Hauptstadt”). Krakau, 1989 noch eine “mausgraue” Stadt, erstrahlt heute, 23 Jahre später, in einem bunten, quirligen jungen Licht. Der gesamte Innenstadtbereich ist saniert, auch in den Außenbezirken ist der Sanierungsstau nahezu abgearbeitet, Schulen erstrahlen in neuen Farben, sind in einem besseren Zustand als so manche “Bildungsstätte” in Deutschland. 2005/2006 wurde der Bereich rund um die Tuchhallen “umgegraben”, die historische mittelalterliche Stadt kam zum Vorschein – und gleich wieder unter die Erde gelegt. Als Museum: das “historische Museum der Stadt Krakau” erstreckt sich über ein gigantisches Areal, gibt faszinierende Einblicke in die polnische wie deutsche und krakauische Geschichte. Der Besuch dieses Museums ist Pflicht für jeden Besucher dieser Stadt!

Drachenfestival in Krakau

Drachenfestival in Krakau

Über die “Grodzka” geht die Touristen-Hauptmeile Richtung Südosten zum Wawel, der Königsburg. Hier liegen die polnischen Könige begraben, auch der 2010 bei einem Flugzeugabsturz umgekommene Präsident Kaczynski wurde hier beigesetzt – höchst umstritten in der polnischen Gesellschaft. Neben den Grabstätten ist die Kathedrale des Wawel sehr sehenswert, der Aufstieg auf den Glockenturm ist eng, aber faszinierend: die gigantische Glocke von Hans Beham aus Nürnberg hängt dort, auch gibt es ein faszinierendes Stadtpanorama von dort oben zu sehen. Rund um den Wawel findet übrigens jedes Jahr Anfang Juni das “Drachenfestival” statt, zu dem es ein gigantisches Feuerwerk-Spektakel auf der Weichsel gibt. Höhepunkt ist tags drauf dann an den Tuchhallen die Preiskrönung der schönsten Drachengestalten, die von Schulklassen der Stadt bestritten wird.

die historische Altstadt von Warschau wurde wieder aufgebaut

die historische Altstadt von Warschau wurde wieder aufgebaut

Um den Großstadttrip zu komplettieren, fehlt nur noch Warschau– die Hauptstadt von Polen. Auch diese Stadt hat sehr unter den Nationalsozialisten gelitten, wurde im Oktober 1944 nach dem “Warschauer Aufstand” regelrecht dem Erdboden gleich gemacht. Heute ist die Stadt in weiten Teilen wieder aufgebaut. Über die “Neustadt” (mit dem Geburtshaus von Marie Curie) gelangt man in die “Altstadt”. Diese ist mit ihrem Marktplatz abends von Straßenrestaurants belebt, das Schloss ist im weiteren Verlauf das Bindeglied zur heutigen Innenstadt rund um den Kulturpalast. Gegenüber dem Präsidentenpalast befindet sich das Pub “Przekąski Zakąski”, im Stil der 20er Jahre gehalten. Bewirtungsbetrieb rund um die Uhr, 7 Tage die Woche – und Speisen mit Preisen, die man kaum glauben will. Mehr ist dem nicht hinzuzufügen: Hingehen, erleben, genießen!

Blick in das Warschauer Nachtleben

Blick in das Warschauer Nachtleben

Am Puls der Zeit ist man aber heutzutage in Warschau eher im “kleinen New York” rund um den Kulturpalast, hier entstand eine Skyline der Superlative, die sich nicht vor dem großen Bruder in den USA verstecken muss. Insbesondere zur EM 2012 ist dieser Bereich der Stadt durch das Public Viewing permanent im Fernsehen zu sehen, denn auf dem Platz tummeln sich zu den Übertragungen der Spiele mehr als 100.000 Menschen.

Mehr über Polen im Internet auch unter
polska.pl
www.polen.travel/de

© Text und Fotos: Hans-Martin Goede

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