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Reisebericht: Die Samariaschlucht auf Kreta

Wanderung durch die Samariaschlucht 2023
Die Samariaschlucht zählt zu den längsten Schluchten Europas (Foto 2023)

Nach 2014 haben wir 2023 die Tour wiederholt, um zu sehen, ob sich organisatorisch etwas geändert hat. Nein – hat es nicht! Es war wieder ein wunderbares Erlebnis, das man sich regelmäßig gerne wieder “antun” darf! Kleine Anpassungen wie Änderungen wurden in den Text aus 2014 eingearbeitet.

XYLOSKALO / AGIA ROUMELI (26.08.2014 / 12.102.2023, © hmg) – Wanderer, bist Du auf Kreta, solltest Du 2 Dinge tun: den E4 Insel-Ost-West-Wanderweg in 10 Tagen bewältigen – und als Bonus die Samariaschlucht durchstreifen, die sich von den Weissen Bergen bis an das Lybische Meer erstreckt. Wir haben uns erstmal nur für die Schlucht entschieden. Dafür braucht man einen kompletten Tag, das ist für den Anfang genug!

Es gibt 3 Möglichkeiten der Durchwanderung:

  • Eigene Organisation – sprich mit dem Auto zum oberen Ende fahren, die 16 bzw. 18 km Wanderung genießen, in Agia Roumeli übernachten und am nächsten Morgen die Schlucht wieder nach oben kraxeln. Idealerweise hat man aber einen Mitreisenden dabei, der die Tortur der im Sommer doch sehr heißen Wanderung nicht mitmachen will – und dieser mit dem Auto nach Sougia oder Loutro fährt. 2 Orte, die man mit der Fähre am Abend nach der Wanderung gegen 17.30 Uhr jederzeit erreichen kann. Letzteres werden wir, so es eine Wiederholung gibt, auch durchführen.
  • Man nimmt früh morgens den Linienbus von Chania nach Omalos, durchwandert die Schlucht und nimmt die Fähre nach Loutro und fährt mit dem ÖPNV wieder zurück. Sicherlich mit die preisgünstigste Variante. War uns aber aufgrund fehlender Sprachkenntnisse wie mangelnder Erfahrung zu unsicher…
  • Die Comfort-Variante: in seinem Hotel nach geführten Touren mit einem Guide durch die Samariaschlucht fragen. Diese Angebote gibt es reichlich, mehrere Unternehmen haben sich auf diese Art spezialisiert. Sprich man meldet sich an seiner Hotelrezeption, gibt den Tag an, an dem man die Tour machen will, zahlt pro Nase ab 20 Euro – und muss am Wandertag sehr früh aufstehen…
Frühmorgens um 6 Uhr werden in einem Reisebus die Tageswanderer "zusammengefahren", sprich  mit mehreren Kleinbussen von den Hotels abgeholt. Von Chania-Zentrum geht es dann gemeinsam nach Omalos (Foto 2023)
Frühmorgens um 6 Uhr werden in einem Reisebus die Tageswanderer “zusammengefahren”, sprich mit mehreren Kleinbussen von den Hotels abgeholt. Von Chania-Zentrum geht es dann gemeinsam nach Omalos (Foto 2023)

Wir nahmen die dritte Möglichkeit. In unserem Falle klingelte der Wecker um 05 Uhr morgens, der Bus von Elafonissos Tours sollte um 06 Uhr am Hotel vorfahren. Tat er in unserem Falle aber nicht, da irgendwer frühmorgens einen schweren Verkehrsunfall gebaut hat, in dessen Stau der Bus stecken geblieben war. So wurden wir von einem persönlichen Chauffeur abgeholt, der uns zu einem Sammelpunkt mit anderen separat eingesammelten TourteilnehmerInnen brachte, den der Bus dann mit knapp einer Stunde Verspätung auch erreichte. In ziemlich flotter Fahrt ging es dann in die “weißen Berge” hinter Chania Richtung Omalos.

In Omalos sammeln sich morgens gegen 7 Uhr die Busse vor den Tavernen. Hier kann gefrühstückt werden – Tickets online gekauft – oder nochmal auf Toilette gegangen werden (Foto 2023)

Gegen 8 Uhr erreichten wir – wieder in der Zeit! – den direkten Einstiegspunkt der Samariaschlucht. Die weiteren Nebenkosten betragen übrigens 5 Euro Eintritt für den “Nationalpark Samariaschlucht” (Preis 2014 wie 2023 gleich!) und 13,50 Euro (Preis 2023) pro Nase für die Fähre von Agia Roumeli nach Sougia. Letztere entrichtet man dem(r) ReiseführerIn (in unserem Falle 2014 die jederzeit um Ihre Gruppe sehr besorgte Georgia, in 2023 die doch recht forsche Elena – im Bus war es “Wolfgang”, Zitat zum Schmunzeln: “All 2 or 3 km there is a water place where you can fill up your water bottle. So you don’t have to schlepp a lot of water.”), die sich um die Karten kümmern und die Wandergruppe vom Einstieg an als Schlusslicht bis “zum bitteren Ende” begleiten.

Die 5 Euro für den Nationalpark kann man übrigens nicht mehr wie früher beim Wanderführer bezahlen, dies muss man nun selber vor Ort in Omalos machen – oder bei Abfahrt in Chania (wo es noch LTE bzw. 5G hat) mit seinem Smartphone online entrichten. Dies kann man per Paypal oder anderen Online-Bezahldiensten problemlos unter samaria-tickets.necca.gov.gr machen. Tag auswählen, Name eingeben, bezahlen, fertig! Das Ticket wird direkt ausgegeben bzw. per Mail übersendet (wie die dazugehörige Quittung).

Wanderschuhe sind für die Samaria-Schlucht ein MUSS! Alles andere ist unvernünftig. (Foto 2023)
Wanderschuhe sind für die Samaria-Schlucht ein MUSS! Alles andere ist unvernünftig. (Foto 2023)

Stellt sich die Frage nach dem Schuhwerk… Flipflops haben wir bei unserer Gruppe keine gesichtet, aber Espandrillos (überlebt man also), Segelschuhe (scheinen auch zu gehen!), normale Straßenschuhe (sahen am Ende aber ziemlich böse aus), Turnschuhe (wer mag) – doch die Idealversion sind einfach richtige feste über das Knöchelgelenk reichende Wanderschuhe. Sinnvollerweise auch eingelaufen und nicht nagelneu glänzend (was wir auch gesehen haben). Kleidung? Leicht und locker, ausreichend Sonnenmilch (sonst geht man oben blass rein und unten rot raus), eine Kopfbedeckung gegen den im Sommer drohenden Hitzschlag und eine 1,0 oder besser 1,5 Liter Wasserflasche (leichtes Material). Wer mag und sich sicherer fühlt nehme einfach noch Wanderstöcke mit!

geübte Wanderer brauchen für die Samariaschlucht ca. 3 ¾ Stunden und können sich schon zur Mittagszeit ins Meer stürzen (Foto 2023)

Die gesamte Schlucht hat eine Länge von rund 15 Kilometer, durch Einstieg und Ausgang runter zum Meer gerät die Strecke aber zu einem 17 Kilometer langen Marsch. Die letzten 2 Kilometer vom Schluchtausgang bis zum Fähranleger kann man für 2,- Euro (Preis 2023) auch mit einem kleinen Bus bewältigen, was Blasen wie geknickten Knöcheln entgegen kommt.

Feuerlöschstationen säumen den Wanderweg durch die Schlucht (Foto 2014, unverändert in 2023 – es hat nur ein paar Aufkleber und Schmierereien mehr auf den Feuerlöscherkästen…)

Die gesamte Strecke bietet in regelmäßigen Abständen “Wassertankstellen” an: reinstes Trinkwasser, denn die Samariaschlucht ist bekanntlich mit der größte Wasserspeicher für Trinkwasser auf Kreta. An diesen Pausenpunkten kann – und sollte – man seine Wasserflasche immer wieder auffüllen. Alle paar hundert Meter befinden sich auch Feuerlöschstationen – die Schlucht ist in den Sommermonaten staubtrocken, die Waldbrandgefahr allgegenwärtig. Die unzähligen Raucher die es nicht sein lassen können sich trotz Hinweisschildern zum Rauchverbot einen Glimmstengel anstecken zu müssen gehören schlicht an den Pranger gestellt und haben für Schutz-Aufwand und Schäden zu haften. Sorry! Ganz zu schweigen von der rauchgeschwängerten Luft durch Zigarettenqualm an den Pausenstationen, was in der stehenden Hitze für Nichtraucher eine Qual ist. Hirnlos und unverantwortlich, insbesondere wenn dann die Reste der Glimmstengel im Staub, durchsetzt von trockenen Ästen und Tannennadeln, nur lieblos ausgetreten werden.

Der Abstieg in die Samariaschlucht ist steil (Foto 2014)

Der schwierigste Teil der Wanderung ist der Abstieg gleich zu Beginn. Mehr als einen Kilometer schraubt sich in engen Serpentinen der Wanderweg mit einem Holzhandlauf nach unten. Um die Kniegelenke zu schonen, sollte man das nicht springend machen sondern bedächtig und im versetzten Schritt. Wanderstiefel sind sehr vom Vorteil: die griffige Sohle gibt festen Halt auf den manchmal schon glatt gelaufenen Pflastersteinen. Für glatte Sohlen ist manchmal schon nach wenigen Metern Schluss: abgerutscht, gestürzt, gestaucht oder gebrochenes Fußgelenk gehören für die Ranger in der Schlucht zum Alltag, die Maultierstationen zum Krankentransport gleich zu Beginn belegen dies…

Ein paar “steile” Impressionen (2014) zwischendurch, Bilder zum Vergrößern einfach anklicken:

In den Sommermonaten fällt die Samariaschlucht trocken, nur an wenigen Stellen gibt es noch ein wenig Wasser (Foto 2023)

Ansonsten soll man einfach die Wanderung und die imposanten Steilwände genießen. Im Sommer fliest für gewöhnlich kein Wasser mehr und der Weg geht durchs Geröllbett des Flusses. Geologisch kann man an vielen Stellen die Faltungen der Gesteine betrachten, die beim Auswaschen der Schlucht durch das Wasser entstanden sind. Geübte Wanderer brauchen für die Strecke rund 3 3/4 Stunden, Espandrillos-Träger auch mal 8 Stunden oder mehr. Wir erlebten gerade bei diesen unbedachten Personen genau das Vorurteil: Knöchel gestaucht… Und dann dennoch laufen müssen, weil es bei einer anderen Gruppe zu einem Beinbruch gekommen war und das nächste verfügbare Maultier so für den schwereren Fall zuständig war… Die Moral von der Geschicht’: Laufe die Strecke ohne richtige Wanderschuhe nicht! Und letzter CheckIn für die Fähre ist um 17.15 Uhr, Abfahrt um 17.30 Uhr. Wer später dran ist, kann sich eine Bleibe in den Tavernen von Agia Roumeli suchen. Wer flott wandert kann sich auch noch in die Fluten des Lybischen Meeres stürzen und den Schweiß auf der Haut durch eine Salzkruste ersetzen.

Ein paar Impressionen zum Abschluss aus 2023, Bilder zum Vergrößern einfach anklicken:

Die Wanderführer sammeln in der Regel jedoch rechtzeitig alle ihre Schäflein ein, eine Verspätung kommt dann höchstens noch durch die Fähren zustande, die nicht unbedingt pünktlich fahren. Und bläst der Seewind dann auch noch von der falschen Richtung, dauert die Überfahrt nach Sougia wie bei uns schnell mal 20 Minuten länger. Doch der faszinierende Blick auf die kretische Küste während der Fahrt entschädigt für Alles:

Die Schifffahrt von Agia Roumelia nach Sougia geht entlang traumhafter Strände der kretischen Küste und macht die Strapazen der Wanderung durch die Samaria-Schlucht wett! (Foto 2014)
Die Schifffahrt von Agia Roumelia nach Sougia geht entlang traumhafter Strände der kretischen Küste und macht die Strapazen der Wanderung durch die Samaria-Schlucht wett! (Foto 2014)

Mit dem bereits wartenden Reisebus geht es dann wieder zurück nach Chania. Wem schnell übel wird bei kurvenreichen Strecken: gleich melden und nach vorne setzen…  Abgesetzt wird man direkt vor seinem Hotel, abgelegenere Hotels werden wieder von Kleinbussen mit Chauffeurs angefahren!

In Sougia sieht man erst, wie viele Menschen mit einem die Schlucht hinabgewandert sind - und dieses Bild stammt eben von Ende September 2023. Wie mag das erst zur Hauptsaison sein?!
In Sougia sieht man erst, wie viele Menschen mit einem die Schlucht hinabgewandert sind – und dieses Bild stammt eben von Ende September 2023. Wie mag das erst zur Hauptsaison sein?!

Die Rückkunft liegt also je nach Umständen zwischen 19.30 und 21 Uhr. Macht aber nichts, in den Tavernen beginnt das Nachtleben eh erst zwischen 21 und 22 Uhr  😉 ! Mehr zu Chania und Umgebung gibt´s auch in unserem weiteren Reisebericht “Kreta – der Westen.

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© Text Hans-Martin Goede 26.08.2014, Fotos © 2014 und 2023 – gerne erfragen Sie weiteres hochauflösendes Bildmaterial aus unserer umfangreichen Datenbank, wir lizensieren Ihnen gerne gewünschte Motive. Eine Auswahl der Motive zu diesem Reisebericht finden sich auch auf ADOBE STOCK HIER!

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