04. Juni 2003 – Paris ein Insidertipp für den Urlaub?! Naja, unbekannt ist „die Stadt der Liebe“ ja nun wirklich nicht gerade. Doch die Art und Weise, wie man Paris erkunden kann, ist doch jedes Mal ein Abenteuer. Klar, man kann es per Busreise an einem Wochenende machen, landet in einem zweifelhaften „2-Sterne-Hotel“ mitten in der City – oder bucht „Last-Minute“ einen günstigen Flieger und sucht sich vor Ort eine Bleibe (und verplempert somit wertvolle Zeit). In Zeiten des Internet ist es angebracht, ein verlängertes Wochenende in Paris vorausschauend zu organisieren. Wer sich bereits ein wenig in Frankreich und seinen Besonderheiten der Hotellerie auskennt, weiss um den guten Ruf von „Logis de France„. Diese Organisation nimmt nur Hotels und Restaurants mit einem gewissen Standard in seine Empfehlungsliste auf – seit mehr als 10 Jahren buchen wir nun mit Logis de France und hatten bislang noch nicht einen einzigen Reinfall erlebt.
Über das Internet fanden wir – für Familien mit Kindern sinnvoller als ein Innenstadthotel direkt an der Durchgangsstraße – nun in St. Rémy lès Chevreuse unsere Bleibe. Das malerische und ruhige Örtchen in einem flachen Tal mit bewaldeten Höhen liegt ca. 30 Kilometer südwestlich vom Pariser Stadtzentrum entfernt und hat einen direkten RER/Metro-Anschluss mit Verbindungen alle 15 Minuten bis direkt vor die Tore von Notre Dame (40 Minuten Fahrzeit). Am sinnvollsten ist hier das 1-, 3- oder 5-Tage-Ticket „Mobilis“ des SNCF/Metro und ist damit auf allen Bahnen und Bussen rund um die Uhr mobil. ACHTUNG: Die deutsche Bahn verkauft gerne „Optionsscheine“ für diesen Pass! Diese werden von den Franzosen NICHT AKZEPTIERT! Die DB kassiert hier Gelder für französisches Nationalgebiet und darf nicht man eine Option darauf verkaufen! Alternativ: Damit man sich vor Ort nicht mit den Tickets für die Metro/ÖPNV wie Eintrittskarten für Museen herumärgern muss – mit dem Paris City Pass kann man das Problem online und mit wenigen Klicks lösen :)!
Die alte französische Krönungskirche (Napoleon krönte sich hier selbst zum Kaiser) und ihre drei historische Eingangstore, an denen weite Teile der Bibel erzählt werden (auch alle Könige von Juda und Israel sind als Standfiguren in den Stein geschlagen), war unser Startpunkt. Notre Dame wurde 1163 wiedererrichtet, nachdem die Normannen die zwei an dieser Stelle stehenden Kirchen St. Etienne und Maria Notre Dame zerstört hatten. Über die Seine hinweg am Hotel de Ville (das pompöse Pariser Rathaus) gelangt man (zu Fuss, per Metro sinnlos, zu langwierig…) zum Centre Pomidou mit seiner futuristischen Architektur. In seinem Innenleben stösst man aber auf ständig wechselnde Ausstellungen alter (internationaler) Künstler. Wer diese Kunstrichtung liebt, sollte allein hierfür einen Tag einplanen, an Hochsaisonntagen sind die Warteschlangen an den Eingängen mehrere hundert Meter lang.
Unsere Touristenrunde drehten wir weiter über die „Forum des Halles“ (Platz der alten Markthallen) hinweg zum Louvre, das wohl berühmteste Museum in Paris mit seinen Aufsehen erregenden kleinen wie großen Glaspyramiden und Kunstwerken von mehr als sieben Jahrtausenden. Auch für dieses Museum kann man getrost minimal bei Regenwetter einen kompletten Tag einplanen, um all die vielen Skulpturen und Gemälde „im Schnelldurchgang“ gesehen zu haben.
Um die gereizten Fußsohlen ein wenig zu schonen kann man mit der Metro nun direkt zum Etoile mit dem Arc de Triomphe fahren. Hier erklettert man die zu Ehren der französischen Armeen im 19. Jahrhundert erbauten Siegesbogen nach römischen Vorbild über rund 300 Stufen. Bei guter Sicht liegt dann einem ganz Paris zu Füssen mit Aussichten nach Montmartre, la Défense mit seinem unter Präsident Mitterand entstandenen „Grand Arche“, dem Eiffelturm, dem Champs Ellysée und dem Place de la Concorde mit dem ägyptischen Obelisken aus Luxor (ein Beutestück von Napoleons Ägyptenfeldzug).
Mit der Metro beginnen wir unseren Zirkel über den Trocadero, Eiffelturm und Montparnasse und dem Palais de Luxembourg zu schließen. Wer noch auf den Beinen ist, sollte unbedingt einen Ausflug auf den Montmartre mit der Metro (mit dem Auto wäre es Wahnsinn!) machen. An der Station Chateau Rouge landeten wir mitten im bunten Kulturkessel von Paris – mit Menschen aller Coleur aus den überseeischen Departements. Direkt gegenüber der Station reihen sich dutzende „Friseursalons“ afrikanischer Besitzer auf. Wer sich in diese sprachlich brodelnden Läden hineintraut, kommt hinterher für günstiges Geld mit den buntesten Rastalocken wieder heraus! Immer den Berg hinauf gelangt man dann in ca. 15 Minuten zur Basilika Sacre Coeur mit seiner romanisch-byzantinischen Architektur.
Einen eigenen Tag sollte man unbedingt auch Versailles widmen. War es Größenwahn oder einfach nur eine „großartige Idee“ des Sonnenkönigs Ludwig XIV.? Pompös übertrieben oder doch nur ein Sinnbild der Architektur des 17. Jahrhunderts? Egal was, heute ist Versailles mit dem 1661 begonnenen Bau des Schlosses aus Backsteinen, Marmor, Gold und Kristall ein touristisches Highlight am Rande von Paris (21 Kilometer vom Zentrum). Führung über Führung quer durch das Schloss zur Hauptsaison von Juni bis August bietet sich an, die königliche Kapelle, die königlichen Gemächer, die Spiegelgalerie und die einmalige „Opera royal“ zu besichtigen.
Der „Garten“ dann eine riesige Verschwendung oder Erholungsgebiet – mehrere hunderttausend Besucher in den Sommermonaten bevölkern den Park mit seinen Gärten, Labyrinths, Brunnenanlagen (die allerdings nur von Mai bis September an jeweils 3 Sonntagen im Monat um 15.30 Uhr für kurze Zeit in Betrieb genommen werden) und dem „Grand Canal“. In der Vorsaison ist der Park übrigens kostenfrei, in der Hauptsaison ab Juni kostet er stolze 6 Euro Eintritt. Dafür kann man sich an unterschiedlichen Stellen des Parks ein Becher Orangensaft (0,1 Liter) mit Eiswürfeln frisch pressen lassen – die Orangen stammen ausschließlich aus der im Süden des Schlosses sich anschließenden Orangerie! Ein wirklich königliches Becherchen, wenn man die 3 Euro dafür übrig hat…
Paris läßt sich nicht an einem Tag erkunden, es sei denn man will nur 3-5 Sehenswürdigkeiten abklappern. 3 Tage sind angemessen, eine Woche, wenn man das eine oder andere Museum mitnehmen will. Hierfür gibt es auch einen speziellen Museumspass, mit dem man einmal Eintritt zahlt und die übrigen dann inklusive sind.
© Text/Fotos Hans-Martin Goede