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Reisebericht: Belle Ile (Bretagne)

Blick von der Aiguille de Port Coton zum Pointe du Taluf
Blick von der Aiguille de Port Coton zum Pointe du Taluf

LE PALAIS (15. Juni 2006) – Es gibt teure Flecken in Frankreich und ganz besonders teure Flecken – so auch inzwischen die Bretagne. Immobilienpreise wie im Zentrum in Paris oder gar der Provence – da fängt man schon an mit den Ohren zu schlackern. Und was angeblich den Deutschen ihr Sylt ist, soll den Franzosen die Belle Ile en Mer sein, “die schöne Insel im Meer”. Das wollten wir nun einmal überprüfen – und können es eigentlich nur bestätigen.

20 Kilometer lang, 9 Kilometer breit und eine Küstelänge von 102 Kilometern – das ist das Paradies der Bretagne für Steilküstenliebhaber mit südlichem Flair. Bis zu 55 Meter ragen die Felsen an der Atlantikseite der Belle Ile aus dem Meer fast senkrecht nach oben, bei sonnigem Wetter eine Faszination pur für Farbspiele der engen Buchten mit vielfach türkisfarbenen Wasser wie in der Südsee. Bei Sturm wiederum die gepeitschten Wasserböen an den Felsen – die meisten “berühmten” Sturmfotos mit Steilküste und Leuchtturm stammen von hier, dem Pointe des Poulains. Mehr als genießen kann man diese grandiose Landschaft im milden Klima des Golfstromes einfach nicht – egal bei welchem Wetter.

an der Aiguille de Port Coton an der Westküste
an der Aiguille de Port Coton an der Westküste

Die Insel erreicht man generell nur mit dem Schiff, die Hauptroute mit einer Autofähre ist zwischen Quiberon (Festland) und Le Palais (Insel-Hauptstadt). Es fahren aber auch Passagier-Schiffe von Vannes aus (quer durch den Golf du Morbihan, gut 2 Stunden faszinierende Schifffahrt) mit Zwischenstopp in Port Navalo, zur Hauptsaison (10. Juli bis 31. August) aber auch zwischen Quiberon und Sauzon sowie zwischen Lorient und Sauzon bzw. Le Palais. Die Preise für die Fahrten sind im wahrsten Sinne des Wortes gepfeffert – sie bewegen sich zwischen 24 und 29 Euro pro Person. Die Autopreise sind da mit ab 64 Euro (Preis 2007 ab Quiberon, Anm. der. Red.) noch fast “human” (aber wer schickt sein Auto schon alleine rüber auf die Insel?). Es bringt übrigens nichts zu meinen, man könne großartig als Einzelpassagier Geld sparen, wenn man an die kürzeste Verbindung zwischen Quiberon und Le Palais bzw. Sauzon denkt: hier geht es nur um wenige Euro! Die Fahrt von Vannes aus quer durch den Golf du Morbihan sind die 5 Euro Preisunterschied wert, man erlebt eine grandiose Inselwelt. Und wenn der Kapitän gut gelaunt ist, erzählt er auch einige Geschichten rund um den Golf – allerdings auf französisch. Grundkenntnisse sind da dann Mindestvoraussetzung.

am Pointe des Poulains liegen die Buchten mit türkisfarbenen Wasser
am Pointe des Poulains liegen die Buchten mit türkisfarbenen Wasser

Auf der Insel selber kann man, so man ohne Auto gekommen ist, natürlich dort eines mieten. Typischen sind die geländegängig aussehenden gelben Cabrio-Inselhopper. Diese kann man direkt am Hafen mieten, für teures Geld (über 50 Euro für ein paar Stunden). Wer da etwas sparen will, läuft die 500 Meter vom Hafenterminal in Le Palais aus quer durch die Stadt ans innere Ende des Hafens und stösst hier auf die Agentur einer sonst in Europa als teuer eingestuften Autovermietung (AVIS) und kann hier locker 15 Euro sparen. 2006 starten bei AVIS die Preise bei 39 Euro für 4-5 Stunden inkl. aller Kilometer. Am Hafen bei den Privatanbietern direkt kostet es 55 Euro oder mehr! Wer es ein wenig ökologischer mag, nimmt sich ein Fahrrad (leihweise). Doch sei darauf hingewiesen, dass die Steigungen teilweise enorm sind und nichts für Gelegenheitsradler sind, es sei denn, man schiebt…

die wilde Steilküste der Belle Ile
die wilde Steilküste der Belle Ile

Während die einen Touristen zu Fuß die Insel umwandern (102 Kilometer lang ist der Rundwanderweg über die Steilküste und ist in 3-4 Tagen zu schaffen, Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten empfehlen sich im Voraus gesucht und gebucht zu werden!), können die Tagestouristen entweder mit den 2 Insel-Bus-Unternehmen die touristischen Highlights abklappern (Tages- wie Einzelkarten sind hier möglich!) oder eben mit dem preiswerten Mietwagen (allerdings hat die einzige Tankstelle der Insel gesalzene Preise! Sie liegen ca.10 Cent/Liter über den Preisen am Festland).

Sauzon - das nicht mehr weisse, dafür um so farbenprächtigere ehemalige Fischerstädtchen an der Nordküste
Sauzon – das nicht mehr weisse, dafür um so farbenprächtigere ehemalige Fischerstädtchen an der Nordküste

Über Sauzon, der malerischen Stadt in einer Nordbucht erreicht man den Pointe des Poulains. Das Fort der exzentrischen Sarah Bernhardt, das hier in einer ungemein schönen Bucht liegt, wird derzeit saniert und ist eingerüstet. Die Grotte de l’Apothicairerie ist leider seit 1990 nicht mehr begehbar – sie ist teilweise eingestürzt. Dennoch fasziniert hier die Steilküste, wenn auch nicht so wie am Pointe des Poulains. Denn an der Grotte ist ein modernes Hotel hochgezogen worden, das jeden Geschmack und Sinn für den Inselstil vermissen läßt. Erst an der Aiguille (nahe dem Grand Phare de Belle-Ile) wieder kann man stundenlang die grandiose wilde Felsküste auf sich wirken lassen – wer fotografieren will, muss schon dutzende Filme bzw. Digitalchips dabei haben, um diese Vielfalt festhalten zu können.

Wer genug von den Steilküsten hat, kann sich alternativ auf einem der unzähligen feinsandigen Stränden (Plages) die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Die wilderen findet man auf der Atlantikseite (Porh Donnant und Herlin) sowie auf der ruhigeren Ostseite von Samzun bis Le Palais (Ramonet).

Le Palais - die "Hauptstadt" der Belle-Ile
Le Palais – die “Hauptstadt” der Belle-Ile

Im Sommer ist die Insel natürlich mit ihren Ferienhäusern, Hotels, Campingplätzen und Herbergements (Pensionen) vollkommen ausgebucht und einfach nur teuer und hoffnungslos überfüllt. Wer nun nicht auf einen Badeurlaub mit warmem Atlantikwasser angewiesen ist, sollte seine Wanderambitionen eher auf die Zeit zwischen März und Juni sowie September und November verlegen. Da ist es meist auch schon warm (abgesehen vom Wasser) und wesentlich ruhiger. Auch brennt die Sonne nicht so heftig und die wilde Steilküste ist ein wenig unruhiger als bei praller Hochsommersonne und Windstille.

Links ins Internet (französisch bzw. mehrsprachig):

www.belle-ile.com
www.navix.fr
www.smn-navigation.fr
www.morbihan.com

Links ins Internet (deutsch):

www.belle-ile-en-mer.de
www.blog.belle-ile-en-mer.de

© Text und Fotos (2006) Hans-Martin Goede – gerne erfragen Sie weiteres hochauflösendes Bildmaterial aus unserer umfangreichen Datenbank, wir lizensieren Ihnen gerne gewünschte Motive.

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