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Reisebericht: Ein Wochenende in London

Nächtliche Regentstreet

Nächtliche Regentstreet

18. November 2002 – Dieses mal haben wir “ein Wochenende in London” getestet. Viel wurde ja die letzten Wochen und Monate über die Billigflieger AirBerlin, EasyJet, BUZZ, RYANAIR uvm. und ihre 1-Cent-Flüge getuschelt. Kurzerhand haben wir übers Internet bei der Lotterie mitgespielt und sind für 1 Cent pro Nase nach London-Stansted mit RyanAir geflogen. 270 Kilometer per Auto nach Hahn im Hunsrück, einchecken und nach gut einer Stunde in Stansted gelandet. Etwas eng ging es zu im Flieger, aber er war sauber, das Personal sehr nett und eine Stunde kann man es in dieser Haltung auch aushalten. Per Express-Bahn landet man nach 40 Minuten an der Liverpool Street am Bahnhof. An der Tourist Information kann man Tagestickets für die “Tube” und die Busse erwerben, Plan in die Hand und los gehts! Wenn London eines in diesem Herbst 2002 ist, dann eine Baustelle. Berlin ist da nichts dagegen! Gebaut wird alle 50 Meter, egal ob Haus oder Strasse – Wahnsinn! Empfehlenswert ist London daher derzeit nur bei Nacht, tagsüber sieht man sonst nur Bauabsperrungen….

House of Parlament

House of Parlament

Wir haben per pedes und per Bus alles sehenswerte tags wie nachts abgeklappert, die Einkaufsmeile Regent Street, Picadilly Circus, Trafalgar Square, Shakespear Globe Theatre, Tower Bridge, den Tower von außen (die Warteschlange ist selbst im November enorm….), weiter zum Westminster, Big Ben mit Parlament, St. James´s Park, Buckingham Pallace, Admirality Arch, Horse Guard der Queen, Downing Street und nachts mit dem “London Eye” eine Runde gedreht. Zum krönenden Abschluss dann noch zu Harrods zum Schaufensterbummeln, denn Einlass erhält man nur wohl gekleidet, ohne Rucksack und ohne Kamera.

So günstig man mit einem Cent nach Stansted kommt – ab dem Zoll wirds teuer. Die Zugfahrt schlägt mit 18 Pfund/29 Euro (so man im Flieger kauft, vor Ort am Schalter sogar 23 Pfund/37 Euro!). Wir haben gleich die Jugendherberge zur Übernachtung an der St. Paul´s Cathedral gebucht, aber 65 Euro pro Nase für 2 Nächte Bed&Breakfast sind auch ein stolzer Preis. Da Engländer schlichtweg nicht kochen können (zumindest in unseren Augen), empfiehlt es sich, auf die internationale Küche auszuweichen. Die Preise hier sind aber ebenfalls für unsere Verhältnisse Horror, die Speisen beginnen generell im günstigsten Falle bei 5 Pfund/8 Euro, nach oben absolut keine Grenzen. Negativ: überwiegend wird von den Gastrobetrieben/Pubs keine Kreditkarte genommen, es zählt nur Bares! Darauf waren wir nicht vorbereitet – das nächste Mal wissen wir es besser. Obwohl: ein englisches lauwarmes Bier für 3 Pfund (knapp 5 Euro), darauf kann man getrost verzichten. Asterix und Obelix formulierten es richtig (“die Spinnen die Briten!”).

House of Parlament bei Nacht

House of Parlament bei Nacht

London selber entspricht in keinerlei Weise mehr den Ansichten aus alten Filmen. Zwar gibt es weiterhin dichten Nebel (die Sonne kam vormittags dennoch durch), doch von den Gentleman mit Schirm, Charme und Melone keine Spur. Was geblieben ist, sind die roten Doppeldeckerbusse und die Millionen von Taxis, die das Straßenbild prägen. Das Stadtbild wird durch die riesigen Baustellen massiv erneuert, aus vielen neu verlegten Bodenplatten riecht man förmlich das Geld heraus – der Citybereich ist der reinste Luxus. Was auffällt: während der 3 Tage sahen wir kaum Familien mit Kindern, so gut wie keine alten Leute, dafür 90 % Menschen im Alter zwischen 16 und 50 – Boomtown London lockt, die Löhne liegen hier doppelt bis dreimal so hoch wie in Deutschland, aber anders kann man sich die Stadt sonst auch nicht leisten.

Heimwärts gings mit Ryanair nicht mehr ganz so günstig – ein Schnäppchen wäre sicherlich noch drin gewesen, aber wir wollten zu einer vernünftigen Zeit wieder retour sein. 73 Euro pro Nase sind aber dennoch kein Wucher. Naja, die Landung in Hahn war dann ein wenig unsanft, was man durchaus dem englischen Piloten ankreiden muss. Hahn ist nunmal nicht ein hell erleuchtetes Stansted, sondern ein Flughafen mitten auf dem Land zwischen Kühen und Bäumen ohne viel Licht…

Hans-Martin Goede, Stuttgart