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Zugewachsenes Kriegselend: Der Westwall am “Otterbachabschnitt”

Westwall Wanderweg - Weg der Geschichte

BAD BERGZABERN (12.07.2023) – Lange Zeit schien die Zeit der Kriege in Europa vorbei zu sein. Dann kam in den 1990er Jahren der Jugoslawienkrieg, 2014 die völkerrechtswidrige Anexion der Krim durch Russland – und am 24. Februar 2022 begann Russland den Eroberungskrieg gegen die Ukraine. Der Krieg ist endgültig wieder zurück in Europa. Und im Grenzland zwischen Deutschland und Frankreich erobert sich die Natur eine langsam verblassende Kriegsnarbe zurück.

Blick über den Pfälzer Wald – der “Westwall” ist im dichten Baumbestand nicht zu sehen – und sollte es auch nie sein…

Die französische “Maginot-Linie” ist das bekanntere “Verteidigungssystem”, das sich vor allem zwischen Frankreich und Deutschland durch das Grenzland windet – der deutsche “Westwall” (das Gegenpendant zur Maginotlinie) hingegen ist etwas in Vergessenheit geraten. Beide “Verteidigungslinien” sind Folge des ersten Weltkrieges, die Franzosen errichteten ihre “Defensiv-Linie” von 1930 bis 1940, die Deutschen im Nazi-Reich unter Hitler ihre “Siegfried-Linie” von 1936 bis 1940. Beide Bauwerke erwiesen sich letztlich als sinnlos – so wie jeder Krieg sinnlos ist.

Während in Frankreich die Anlagen in weiten Teilen als Museum umfassend gepflegt werden, verfallen die deutschen Anlagen des Westwalls – denn die Maginot-Linie wurde mit dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich durch ihren Weg über Belgien umgangen und daher nicht zerstört. Der Westwall hingegen musste 1944 den Vormarsch der Alliierten “koste was es wolle” aufhalten. Doch die Bauwerke waren meist nur wenige Tage lang verteidigbar, Granaten wie Bomben der Alliierten hatten sich im Laufe des Zweiten Weltkrieg weiterentwickelt, die Betonbunker erwiesen sich als Todeszonen für die Soldaten – wie schon auch die Bunker des “Atlantikwalls“.

Bunkerruinen im Wald oberhalb des “Otterbachabschnitt”

Eine unscheinbare kleine Stichstraße zwischen Bad Bergzabern und Oberotterbach führt in den Pfälzer Wald – entlang der alten “Pionierstraße”, mit der in den 1930er Jahren hier der Westwall in den Berg betoniert wurde. Heute gibt es hier in regelmäßigen Abständen Parkplätze – und einen “Weg der Geschichte”, der seit 2009 entlang der zerstörten Bunkeranlagen und immer noch erkennbaren Verteidigungsgräben und Ringständen (sog. “Ein-Mann-Bunker”) beständig den Berg hinauf führt:

An diversen Anlagen wurden Schilder und Infotafeln aufgebaut, die darüber informieren, welcher Bunkertyp hier vor einem als Ruine im Waldboden sich befindet, wie er genutzt wurde – und schließlich von den Alliierten erobert oder einfach umgangen wurde.

Übrigens: In Bad Bergzabern kann man das “Westwallmuseum” besuchen: In den letzten drei erhaltenen Bunkern des ehemaligen Westwalls der Südpfalz erfahren Sie mehr über diese, inzwischen zum Flächen- und Streckendenkmal gewordene größte Hinterlassenschaft der NS-Zeit. Kontakt, Öffnungszeiten und weitere Informationen gibt es unter www.otterbachabschnitt.de.

Tor der Burg Guttenberg

Am oberen Parkplatz angekommen, kann man einen Schwenker zur Ruine der Burg Guttenberg machen – und sie ist nicht mit der Burg Guttenberg am Neckar zu verwechseln! Denn dieses Grenzland ist nicht erst im 20. Jahrhundert ein Schlachtfeld gewesen – Kriege wurden hier schon im Mittelalter geführt. Sie wurde als “Reichsburg” im 12. Jahrhundert errichtet – und 1525 im Laufe der Bauernkriege zerstört. Heute ist sie ein beliebtes Wander- wie Ausflugsziel, von der Anlage aus hat man eine fantastische Aussicht in die Vogesen im Süden, in den Rheingraben im Osten, auf den Pfälzer Wald im Westen und Norden – bzw. speziell auf den Bergrücken mit dem o.g. Westwall im Norden.

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© Text Hans-Martin Goede 12.07.2023, Fotos © 2023 – gerne erfragen Sie weiteres hochauflösendes Bildmaterial aus unserer umfangreichen Datenbank, wir lizensieren Ihnen gerne gewünschte Motive.