
Der Name „Achlada“ geht auf den Wildbirnbaum zurück, der an der Nordküste von Kreta früher häufig vorkam und dem Dorf demnach seinen besonderen Klang verlieh. Erstmals im Jahr 1630 wird der Ort in venezianischen Dokumenten erwähnt.

Achlada ist ein typisches kretisches Bauerndorf in den Bergen der Insel, in dem seit Jahrhunderten Oliven und Gemüse angebaut werden bzw. wurden: Und trotz der Lage in den nördlichen Ausläufern des Mount Ida Bergmassivs: Es hat einen herrlichem Blick über die Ägäis und die umliegende Landschaft. Die Schnellstraße von Heraklion nach Rethymnon zieht sich wie ein Bandwurm am Fuße des Dorfes nahe der Küste geräuschlos vorbei.

Während der venezianischen Herrschaft im Mittelalter war Achlada ein sog. „Lehen“ der Familie Modinos. Damals lebten hier rund 60 Familien in etwa 35 Häusern, zwei Kirchen gehörten dazu. Wegen seiner engen, verwinkelten Gassen und der dichten Bauweise erinnert das Dorf an eine kleine Festung – kein Zufall, denn in früheren Zeiten waren Piratenangriffe im Mittelmeerraum eine ständige Gefahr.

Nach der osmanischen Eroberung Kretas im Jahr 1669 gehörte Achlada zur türkischen Provinz Malevizi. Noch im 19. Jahrhundert lebten hier rund 300 Menschen. Doch in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat sich die Bevölkerung stark verringert, viele Bewohner sind in die Küstenorte Agia Pelagia, Ligaria oder Mononaftis gezogen – oder arbeiten in der nur rund 20 Kilometer entfernten Hauptstadt von Kreta: Heraklion. Heute leben in Achlada nur noch etwa 25 Menschen, die meisten arbeiten im nahen Küstengebiet. Eine Familie bewirtschaftet die Taverne im Ort (kann man nur empfehlen!), andere betreuen die (wenigen) Ferienwohnungen bzw. das kleine Hotel (am südöstlichen Ortsrand gelegen).

Trotz seiner kleinen Größe hat Achlada bis heute seinen ursprünglichen Charakter bewahrt. Besonders sehenswert ist die Doppelkirche der Heiligen Ioannis (Johannes) und Tryfonas. Ihr prachtvoll geschnitzter Ikonostas aus dem Jahr 1860 gilt als kunsthistorisches Kleinod. Die Grundmauern der Kirche stammen noch aus venezianischer Zeit. Leider war die Kirche am Tag unserer Reiserecherche geschlossen und nicht zu besichtigen.

Wer durch Achlada spaziert, spürt die lange Geschichte des Dorfes in den engen Gassen, genießt traumhafte Ausblicke in die Berge wie auf das Meer – und entdeckt die stille, authentische Seite Kretas – abseits der großen Touristenströme des 21. Jahrhunderts, die wohl überwiegend nur auf Strand, Meer, Bars und Tavernen aus sind, statt sich mit der Geschichte und dem Leben der Kreter zu beschäftigen (siehe unsere diversen Reisetipps und Reiseberichte zu Kreta HIER).

Über nächtliche Ruhestörung dürften sich die wenigen Hotel-Gäste im bzw. nahe dem Ort angesichts des verlassenen Dorfes sicherlich nicht beschweren – vielleicht jedoch über die „Geister“, die im Begriff „Geisterdorf“ mitschwingen (Neudeutsch als „Lost Place“ bekannt). Gerade dieser Kontrast zwischen dem Verlassenen und den wenigen noch (oder auch wieder) gepflegten Gebäuden macht den Reiz von Achlada aus: ein authentischer Ort, der wie ein Fenster in die Vergangenheit wirkt.

Während viele zerfallene Häuser bzw. Ruinen eher aufgegebene Bauten sind, weil die Besitzer fortgezogen sind, zeigen einige Häuser auf der Nordwestseite des Ortes, dass die letzten Bewohner so lange noch nicht fort sind – bzw. hier gestorben sind, die Erben sich nicht die Mühe gemacht haben, die wenigen verbliebenen Dinge der Verstorbenen weiterzuverwenden – oder es einfach keine Erben gibt. Teils ist die Einrichtung noch vorhanden: alte vergilbte Bilder an den Wänden, dick verstaubte Möbel wie Betten, Schränke oder auch Anrichten zeigen die Armut, die den Ort im 20. Jahrhundert ergriffen hat – und der vom Tourismus noch nicht (wieder)entdeckt wurde. Zurück blieb eben ein Dorf mit engen, stillen Gassen durch die die Ziegen streunen, verfallenden Häusern und nur noch wenigen Einwohnern.

Hinweis: Die Gebäude bzw. Ruinen zu betreten geschieht ausdrücklich auf eigene Gefahr. Sie sind weitgehend einsturzgefährdet. Ein Blick durch die Fensterhöhlen bzw. Türöffnungen sollte entsprechend reichen… Abschließend nun eine kurze Bildergalerie zum durchklicken – bevor es danach mit der Ölmühler „STRILIGKAS“ bei Achlada etwas frischer und neuer zugeht 🙂
























Die Oliven(öl)mühle „STRILIGKAS“

Nach dem Erforschen des Ortes sei ein kleiner Abstecher in die nur 550 Meter östlich von Achlada liegende Ölmühle „Striligkas“ (https://striligkasolivemill.com/) empfohlen. Ein Familienbetrieb seit 1958, der hier seine Oliven aus der Region Heraklion wie Rethymon zu feinstem Olivenöl verarbeitet.

Das (Bio-)Olivenöl wird ausschließlich durch mechanische Mittel hergestellt, die die Methode der Kaltextraktion anwenden, um die Aromen, Aromen und wohltuende Eigenschaften des Olivenöls zu erhalten.

Im Außenbereich gibt es ein kleines Museum mit alten Traditionsgeräten zur Gewinnung von Olivenöl – und ein fantastische Panorama über die Berge bis hin nach Heraklion. Wer eine kostenlose Führung und Erklärung der Maschinen wie Herstellungsverfahren wünscht, kann dies jederzeit zu den normalen Öffnungszeit tun (Vom 1. Mai bis 31. Oktober 10:30 Uhr bis 19:00 Uhr) – oder sich eine Verköstigung der verschiedenen Olivenöle – wie Raki gönnen. Größere Gruppen sollten sich aber über die Webseite vorher anmelden. Im Shop kann man die Produkte anschließend (zu wirklich fairen Preisen) direkt erwerben.
© Text Hans-Martin Goede 12.10.2025, Fotos © 2025 – gerne erfragen Sie weiteres hochauflösendes Bildmaterial aus unserer umfangreichen Datenbank, wir lizensieren Ihnen gerne gewünschte Motive. Eine Auswahl der Motive zu diesem Reisebericht finden sich auch auf ADOBE STOCK HIER!