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Reisebericht: das Erzgebirge

Blick über das Erzgebirge bei Schwarzenberg, Foto: Hans-Martin Goede
Blick über das Erzgebirge bei Schwarzenberg, Foto: Hans-Martin Goede

Schwarzenberg/Oberwiesenthal (10.06.2022) – Was verbindet man nicht alles mit dem Erzgebirge und Sachsen! Da wäre die weihnachtliche Erzgebirgskunst mit Weihnachtspyramiden, Schwibbögen und Nussknackern. Aber auch die Bergwelt rund um den Fichtelberg mit seinem Wintersportzentrum rund um Oberwiesenthal. Ebenso aber auch den jahrhundertealten Bergbau unter Tage, bei dem Erze (und zuletzt Uran) den Arbeitstakt vorgaben. Last but not least die Köhlerei mit der Herstellung von Holzkohle – denn wenn es was in diesem Mittelgebirge ausreichend gibt, dann ist es Holz.

Schild in Schwarzenberg zur "unbesetzten Zone"
Schild in Schwarzenberg zur “unbesetzten Zone”

Ja und dann war da noch “die freie Republik Schwarzenberg“, das Städtchen bzw. “die Perle im Erzgebirge”, die nach dem Ende des zweiten Weltkrieg zunächst nicht von den Alliierten besetzt wurde. Berühmt wurde diese Phase des Mai und Juni 1945 durch das Buch von Stefan Heym (“Schwarzenberg”), was man als Jugendlicher einst verschlungen… und nun doch einmal selber kennenlernen will. Also auf ins Erzgebirge – einmal Geschichte live erleben. Man muss nur Willens genug sein, sich auch mit der erzgebirgischen Mundart (“Oh Arzgebirg wie biste schie”) auseinander zu setzen. Das fehlt nämlich in der obigen Aufzählung! Und ein wenig darüber hinweg schauen, dass Wahlplakate rechter Parteien hier auf Augenhöhe hängen, was im Westen der Republik undenkbar ist. Immerhin – so man mit Einheimischen darüber spricht: man schämt sich für das rechte Wahlverhalten seiner Landsleute.

Schwarzenberg im Erzgebirge. Foto: Hans-Martin Goede

Schwarzenberg ist ein wunderschönes Städtchen. Schmuck und saniert thront das mittelalterliche Stadtzentrum auf einem Hangrücken über dem Tal des Flusses Schwarzwasser. Wahrzeichen sind die Kirche St. Georgen und das Schloss von Schwarzenberg. Beides sehenswert – und vom Parkplatz im Tal per Liftbahn leicht zu erreichen. Richtig geschlossen ist hier nur noch der alte Eisenbahntunnel, der unter dem Schloss durchgeht. Nur die alte Lokomotive und die großen Sperrtore erinnern an die Dampflokzeiten “unter dem Schlossberg”. Die Stadt verfügt über einen gut beschilderten Rundweg – wie auch einen Lehrpfad zur “unbesetzten Zone”. Einen Drachen soll es einst auch hier gegeben haben – der heilige Georg ist hier allgegenwärtig – und soll hier auch beim Kampf mit dem Drachen gestorben sein. Hat man seine Kilometer durchs und ums Städtle heruntergespult und sich fortgebildet, lädt der Ratskeller zum leckeren Dinner ein!

1215 Meter hoch - der Fichtelberg im Erzgebirge. Foto: Hans-Martin Goede
der Fichtelberggipfel… im Wolkennebel…

Von Schwarzenberg nicht weit ist der 1215 Meter hohe Fichtelberg, den man übrigens von den Berghöhen rund um die Stadt (wenn man hoch genug ist) erblicken kann (ebenso wie vom Turm der Morgenleithe), ist allgegenwärtig – und wer sich nicht mit dem Auto bis zum Wintersportort und Kurzentrum Oberwiesenthal auf schmalen Straßen nach oben “kämpfen will, nimmt ganz entspannt die Fichtelbergbahn: Mit historischen Wagen und altem Dampfeisen vorneweg geht es in ruckeliger Schmalspur-Fahrt den Berg hinauf – und natürlich auch wieder hinunter. Man kann die gesamte Strecke (Cranzahl) oder auch an Zwischenpunkten (wie “Niederschlag”) zu- bzw. aussteigen. Ein Spaß für Groß und Klein, für Singles, Familien, Kinder – und Eisenbahnfans. Oben am Fichtelberg kann man ein herrliches Panorama genießen. So zeugen Fotos im Web und auf Schautafeln. In unserem Falle bei windig-nebligen vier Grad plus mit Sprühregen war dem leider nicht so. Pech gehabt, aber man kann ja nochmal wiederkommen!

Eingang des Besucherbergwerk Pöhla mit den berühmten Zinnkammern. Foto: Hans-Martin Goede

Und wenns Wetter auf dem Berg nicht stimmt, dann kann man ja noch unter dem Berg nach dem “Bergwetter” schauen. Eindrucksvoll kann man dies im Besucherbergwerk Pöhla erkunden. Rund drei Kilometer geht es mit dem engen Bergarbeiterbähnle in das Fichtelbergmassiv “unter Tage”. Die ehrenamtlichen (ehemalige Bergleute des Bergwerks) Führer erzählen bei den rund dreistündigen Touren mit Leidenschaft von ihrer einstigen Arbeit unter Tage, sowohl noch zu DDR Zeiten und aus den 1990er Jahren. Faszinierend die “Zinnkammern” mit ihrer Länge von rund 45 Metern, 12 Metern Höhe und 10 Meter Breite, tief im Berg. Ein Gewirr aus Gängen und Wegen mit Bahnverkehr – und zu Weihnachten (zumindest vor Corona und wohl auch bald wieder danach) Konzerte (“Mettenschichten”) wie “Bervespern (ganzjährig). Die Führung ist x-fach informativer und mit Herz geführter als im Salzbergwerk in Bad Reichenhall – so geht Besucherbergwerk!

Das Weihrich Karle Huss. Foto: Hans-Martin Goede
Das Weihrich Karle Huss. Foto: Hans-Martin Goede

Die Hände dreckig machen geht nicht nur unter Tage – das geht auch beim Räucherkerzen selber drehen im “Huss” beim Weihrichkarzle in Sehmatal. Die Karzle aus dem Erzgebirge kennt man von jedem Weihnachtsmarkt. Doch schon gewusst, dass es diese in den unterschiedlichsten Qualitätsstufen gibt (also nicht nur Duftrichtungen)? Und dass man statt sie nur zu kaufen, sich auch einmal selber “eine drehen kann”? Im Huss ist das jederzeit (mit Anmeldung) möglich. Mit Stärke, Kohle, Weihrauch, Benzoe und Vanillezucker wird die Grundmischung (selber) hergestellt – und die Duftrichtung (“Karzl-Mischung”, Zimt, Lavendel oder Sandelholz) bestimmt man selber. Auch wenn man bim Duft sparsam sein soll: zu sparsam hilft auch nicht weiter – sonst duftets halt nur “traditionell”… Hat man übrigens seine Finger wieder sauber bekommen, kann man in der “Leffelstub” sein Feierabendbier trinken – und jede Art von angebotener Speise “leffeln” (Messer und Gabel? Braucht hier keiner!). Kleiner Dessert-Tipp: das Eis des Hauses probieren!

die Erlebnisköhlerei in Sosa. Foto: Hans-Martin Goede
die Erlebnisköhlerei in Sosa. Foto: Hans-Martin Goede

Wenn die Kohle im Geldbeutel fast zu Ende ist, kann man sich gerne noch etwas Nachschub in der Erlebnisköhlerei Sosa besorgen. Also aus Holz und für den Grill daheim. Die ehrenamtlichen Köhler bieten hier detaillierte Information zum alten Handwerk der Herstellung von Holzkohle, immer wieder kann man auch der Herstellung “beiwohnen” (wenn man ein paar Tage Zeit hat dort zu bleiben, denn Holzkohle kokeln geht nunmal nicht von hier auf jetzt….). In der “Handwerkerscheune” ist ein kleines Museum zu finden – mit Werkzeugen traditioneller Schreiners- und Schuhmacherskunst. Als Gruppe bekommt man auch eine Vorführung der historischen Werkzeuge – auch hier wird mit Herzblut den Besuchern das alte Handwerk vorgestellt!

Rund um Sosa führt ein wunderbarer Wanderweg. Foto: Hans-Martin Goede
Rund um Sosa führt ein wunderbarer Wanderweg

Fazit: In nur wenigen Tagen kann man rund um Schwarzenberg viel erleben und ansehen. Um aber alles entspannt genießen zu können – und weitere Highlights zu erleben, dafür braucht es dann doch viel mehr Urlaubstage! “Oh Arzgebirg wie biste schie” – auf bald mal wieder!

Für weitere Informationen gibt es folgende Webseiten:

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© Text Hans-Martin Goede 10.06.2022, Fotos © Mai 2022 – gerne erfragen Sie weiteres hochauflösendes Bildmaterial aus unserer umfangreichen Datenbank, wir lizensieren Ihnen gerne gewünschte Motive.