Reiseblog: Insider Reiseziele und Urlaubtipps

Großglockner Hochalpenstraße: Klimawandel versus Fahrterlebnis

Heiligenblut mit Blick auf den Großglockner
Heiligenblut mit Blick auf den Großglockner

HEILIGENBLUT (hmg) – Die Großglockner-Hochalpenstraße zählt zu den faszinierendsten Panoramastraßen in Europa. Rund 48 Kilometer bergauf und bergab mit 36 Kehren, Panoramablicke so gut wie an jedem Meter der Strecke, die bis auf 2571 Meter über den Meeresspiegel hinaufgeht. „Für Genußfahrer und Naturliebhaber“ wird die Strecke beworben.

„Früher“ musste man Berge grundsätzlich zu Fuß erklimmen – da diente dies auch mehr dem Handel und war mit Lebensgefahr verbunden. Im 19. Jahrhundert kam das Bergsteigen in Mode – und mit dem verstärkten Tourismus im 20. Jahrhundert wurden die Alpenpässe immer mehr – und immer mehr befestigt ausgebaut. Am Großglockner war das „Hochtor“ (heute getunnelt, 2504 Meter Seehöhe) der Pass für den Handelsverkehr zwischen Nord und Süd – auf Pfaden für Maultiere und Fußgänger. Von 1930 bis 1935 wurde die „Großglockner Hochalpenstraße“ gebaut – am 3. August 1935 wurde die „Piste“, die damals noch aus Sand bestand, mit einem Autorennen eröffnet.

Auffahrt zur Kaiser Franz Josef Höhe am Großglockner
Auffahrt zur Kaiser Franz Josef Höhe am Großglockner

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Strecke immer weiter ausgebaut, erst mit Kopfsteinpflaster – was man heute noch am Abstecher zur Edelweissspitze (Höchster Streckenpunkt mit 2571 Meter über dem Meeresspiegel) sehen und erleben kann, später geteert und verbreitert. Die traditionellen Granitblöcke, wie man sie heute nur noch vereinzelt sehen kann, wurden durch eisenschwere Leitplanken ersetzt. Hinzu kamen mit dem immer stärkeren Verkehr die Parkplätze, Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe – und gegenüber dem Highlight der Strecke am Großglockner steht heute ein in den Fels geschlagenes mehrstöckiges Parkhaus. Hinzu kommen die terrassierten Parkplätze 500 Meter vor der Kaiser-Franz-Josef-Höhe (auf 2369 Meter Höhe), u.a. für die unzähligen Reisebusse. Irgendwohin müssen ja die rund 900.000 Besucher pro Jahr “eingeparkt” werden. 

dichter Verkehr auf der Hochalpenstraße
dichter Verkehr auf der Hochalpenstraße

Fast eine Million Menschen jedes Jahr auf dieser Straße? Das entspricht rund 300.000 Bussen, PKW und Motorradfahrern pro Jahr. In Zeiten des Klimawandel eine bedenkliche Zahl. Und wer nun dem Werbespruch „für Naturliebhaber“ erliegt, muss nur mal an einem der vielen Haltepunkte stehenbleiben – und mit der Nase die … nein, nicht frische Bergluft, sondern den beißenden Geruch von Sprit und vor allem heiß geschrubbten wie abgefahrenen Bremsbelägen einatmen. Ok, das muss also das „Genussfahren“ sein?! Bergab raucht und stinkt auch in 2021 so manches Auto ab, weil man nur auf dem Bremspedal steht statt auch mal „Motorbremsen“ zu nutzen.

Pasterze verschwindet rasch

der Großglockner mit dem "Rest" der einst erwürdigen Pasterze
der Großglockner mit dem “Rest” der einst erwürdigen Pasterze

Wer noch ein wenig mehr von der Wunde in der Natur hier vor Ort erleben will, sollte sich beim Anblick des Großglockner und seines Gletschers, der „Pasterze“, an den Bildern aus dem 20. und 19. Jahrhundert orientieren – als die Pasterze noch die Bezeichnung „Gletscher“ verdient hat (siehe u.a. www.ainisa.at). Der Autor dieses Artikels hier auf insiderreiseziele.net hat die Pasterze als Kind 1980 noch als „imposant“ erlebt (obwohl sie damals schon stark am schmelzen war), als das Gletschertor noch bis zur Kaiser-Franz-Josef-Höhe reichte. Und im Jahr 2021? Im gleisenden Sonnenschein bei über 20 Grad Ende September auf fast 2.400 Meter Höhe sitzt der Schock tief, nach 40 Jahren nur noch eine Art „Toteis“ zu Füßen des Hufeisenbruchs zu sehen – ein (Eis-)Schatten einstiger Größe. Allein von 2012 bis 2017 verlor der Gletscher 600 Meter seiner Länge. Mehr zum Gletscherschwund in Österreich gibt es auch auf YouTube zu sehen. Man sollte es sich für die Zukunft überlegen, ob man wirklich nochmals zu touristischen Zwecken diese Strecke nutzt – oder mal „slow Tourismus“ macht und wieder die Bergstiefel an die Füße steckt und die Berge „herkömmlich“ erklimmt. Bei Hüttentouren sei dann allerdings auch hier wiederum bedacht, dass die alpinen Hütten vielfach mit Hubschraubern mit Lebensmitteln und Getränken versorgt werden. Die Katze beisst sich also in den Schwanz…

Öffnungszeiten Hochalpenstraße von Mai bis Anfang November

bis 31. Mai 6:00 bis 20:00 Uhr (letzte Einfahrt 19:15 Uhr),
1. Juni – 31. August 5:30 bis 21:00 Uhr (letzte Einfahrt 20:15 Uhr),
ab 1. September 6:00 bis 19:30 Uhr (letzte Einfahrt 18:45 Uhr)

Letzte Einfahrt jeweils 45 Minuten vor der Nachtsperre

Besucherzentrum Kaiser-Franz-Josefs-Höhe täglich geöffnet 10:00 bis 17:00 Uhr, alle anderen Ausstellungen & Shops 9:00 bis 17:00 Uhr

Hinweis: Automatische Kennzeichenbild-Erfassung mittels Videokamera an den Kassenstellen.

Alle weiteren Details siehe
https://www.grossglockner.at und
https://de.wikipedia.org/wiki/Großglockner-Hochalpenstraße.

Ihnen gefällt die Webseite? Der Bericht hat inspiriert? Der Tipp war goldrichtig? Wir freuen uns sehr über eine kleine Danke-Spende per PAYPAL für unseren für Sie kostenlosen Service – denn bekanntlich entsteht dies nicht alles kostenfrei sondern mit viel Aufwand und Kosten. Und wenn es nur 1 Euro ist – DANKE!

[wpedon id=7060]

© Text Hans-Martin Goede 01.10.2021, Fotos © 2021 – gerne erfragen Sie weiteres hochauflösendes Bildmaterial aus unserer umfangreichen Datenbank, wir lizensieren Ihnen gerne gewünschte Motive. Eine Auswahl der Motive zu diesem Reisebericht finden sich auch auf ADOBE STOCK HIER!

Kommentare sind nicht erlaubt.