EDINBURGH (19.09.2014, © hmg) – “Alea iacta est”, der Würfel ist gefallen. Schottland bleibt ein Teil von Großbritannien = “Great Britain”. Denn ein “Little Britain” wäre ja nicht gegangen, das ist bekanntlich die Bretagne….
Viel wurde im Vorfeld spekuliert, gewarnt, gelobt – es gab ja auch nur ein “Yes” oder “No”. Die Schotten haben sich – bei einer historischen Wahlbeteiligung von der jede Demokratie nur träumen kann – mehrheitlich für den Verbleib im “Vereinigten Königreich” entschieden, dem sie 1707 (damals aus Geldmangel) beigetreten sind.
Wer einmal in Schottland war und wie wir die Überheblichkeit der Engländer vor Ort gegenüber den Schotten erlebt hat, kann und konnte es den Schotten nicht verdenken, unabhängig (und in der EU) sein zu wollen! Die Unabhängigkeit wäre in unseren Augen – trotz aller Warnungen vor “Kleinstaaterei” und Unsicherheiten über Austritt/Eintritt in die EU (ganz zu schweigen von der Währungsfrage) eine historische Chance gewesen, Schottland (als erwiesenen Netto-Zahler) in der EU zu halten. Denn wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird die “No”-Abstimmung unter anderen Vorzeichen in Kürze in Großbritannien wiederholt. Denn die Europa-Gegner in England wollen eine Volksabstimmung durchsetzen, dass das Vereinigte Königreich aus der EU austritt. London will also das erreichen, was die Schotten am 18. September 2014 wollten. Da die Schotten bekanntlich auf die EU stehen (also sehr europafreundlich eingestellt sind), bei der nächsten Volksabstimmung jedoch in der Minderheit sind, dürften sie von den “No”-Engländern voraussichtlich überstimmt werden. Somit würden die Schotten ein ums andere mal verlieren und das bekommen, was sie gar nicht wollen: Isolation.
Es liegt nun an London einen neuerlichen Entrüstungssturm in den Highlands zu vermeiden, indem man nun die im Vorfeld der Abstimmung versprochenen Autonomie-Ausweitungen umgehend umsetzt und irgendwie begreift, dass man in Europa nur miteinander und nicht gegeneinander arbeiten sollte. Wohin Konfrontationen führen, hat man im 20. Jahrhundert erlebt – und ein Blick auf die Ukraine heute reicht als abschreckendes Beispiel. Selbiges gilt für Madrid, das Barcelona nicht ständig drohen sollte sondern einen Konsens finden muss, wie die Franzosen mit Korsika und die Italiener mit den nördlichen Regionen. Europa lebt von seinen Regionen und lokalen Besonderheiten, die gilt es zu schützen und zu fördern – nicht mit Gleichmacherei und unbedachten politischen Entscheidungen auszumerzen. Das muss Brüssel nämlich auch noch begreifen, sonst werden demnächst noch mehr “Nationen” europamüde sein und “No” rufen!
Im Bild oben rechts die Touristen-Dudelsack-Spielerin vor Blair Castle, dem Schloss des Duke of Atholl. Der Duke unterhält übrigens die einzige legale Privatarmee – es wäre im Falle einer schottischen Unabhängigkeit die erste “reguläre” Highlander-Armee gewesen.