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Wenn Tourismus, Flora und Fauna konkurrieren

Schafe in den Schottischen Highlands

Schafe in den Schottischen Highlands

EUROPA (© hmg) – Das Thema Tourismus vs. Flora und Fauna ist für Natur- und Tierschützer ein “rotes Tuch”. Denn nicht jeder Stadtmensch ist unbedingt erpicht darauf, im Urlaub nur zwischen Vollpension-Buffet, Pool-Baar und Strandliege hin und her zu pendeln. In Zeiten von Büroarbeit, Fitness-Apps und Bewegungsmangel ist es zunehmend “in”, sich in die Natur zu begeben – sei es zu Fuß per Wanderung, per Joggen oder per Mountainbike querfeldein. Letztere sind bei vielen Mitmenschen mittlerweile eher als “Wald- bzw. Bergschrabbler” besonders verrufen.

Einst Waldboden - heute ein Mountainbike-Parkour: die Refugien für Wildtiere werden immer kleiner.

Einst Waldboden – heute ein Mountainbike-Parkour: die Refugien für Wildtiere werden immer kleiner.

Immer öfter halten sich viele von den Radlern nicht mehr an Straßen, Rad- wie Feldwege, weichen mit ihren “High-Tech-SUV-Rädern” immer öfter in die “Wildnis” aus. Insbesondere Waldtiere und zunehmend auf Wildtiere in den Bergen (wie den Alpen) verlieren zunehmend ihre Refugien, da erholungssuchende Touristen zu Fuß oder mit Pedale bis in die “hintersten Winkel” der Natur vordringen. Durch das hieraus resultierende Fluchtverhalten der scheuen Wildtiere in noch unwegsamere Regionen verlangt den Tieren Kräfte ab, die Energiereserven schwinden und fehlen insbesondere in den kalten Wintermonaten. Zudem droht vor allem in der Bergwelt ebenso die Unfall- wie Absturzgefahr, egal wie gewandt Rehe,  Steinböcke oder Gämsen auch sein mögen.

Ein Uhu im Wald - er wartet auf Beute.

Ein Uhu im Wald – er wartet auf Beute, bevorzugt in reich strukturierten Landschaften – ohne Menschen.

In der Flora hingegen drohen in den durch die Tierwelt neu eroberten Regionen Verbissschäden – an Pflanzen die es durch unwegsames Gelände bereits von Natur aus schwierig haben dort Fuß zu fassen. Die Regionen insbesondere in den Alpen gehen daher mittlerweile dazu über, vermehrt Tierschutzzonen für Wildtiere einzurichten – sie müssen aber auch von den Menschen beachtet werden, Hinweisschilder sind kein Freifahrtschein für penetrante Ignoranz und Mißachtung der Flora und Fauna. Was man übrigens auf regulären Wegen und Straßen z.B. alles im Allgäu erleben und sehen kann, haben wir in einem eigenen Reisebericht HIER festgehalten!

Wildgänse auf der Durchreise an der Nordseeküste.

Wildgänse auf der Durchreise an der Nordseeküste.

Doch nicht nur in den Bergen ist auf die Natur zu achten – auch kurz hinterm Deich an den Küsten ist Naturschutz gefragt. Aus Fragen des Deichschutzes sind vor allem an der Nordseeküste Wanderer und Radfahrer aufgefordert, nicht die befestigten Wege bzw. Deichkronen zu verlassen – es würde nur die Erosion der Hochwasserschutzanlagen verstärken – auch die Tierwelt wäre weiter eingeschränkt. Die Regionen hinter den Deichen werden an der ost- wie nordfriesischen Küste gerne von Zugvögeln als Erholungsgebiete beim Durchzug in den Norden (im Frühjahr) wie nach Süden (im Herbst) genutzt.

Das Schlüpfen der (unechten) Karett-Schildkröte auf Kreta ist ein touristisches Highlight.

Das Schlüpfen der (unechten) Karett-Schildkröte auf Kreta ist ein touristisches Highlight.

Auf Kreta kolidieren im August zwei Welten: die erholungssuchenden Touristen aus Europa – und die (unechte) Karett-Schildkröte, auch als “Caretta caretta” bekannt. Die Schildkröten-Weibchen legen ihre Eier in den warmen Sand der kretischen Strände ab – dort wo zur Sommerszeit die Touristen in der Sonne bratzeln (siehe auch unser Reisebericht zu Kreta). Zum Schutz der Nester stellen Naturschützer des Vereins ARCHELON jedes Jahr über den Schildkröteneiern im Sand Markierungen auf – wenn sie schlüpfen sind die Helfer, aber auch die Strand-Touristen schnell zur Stelle. Ein bunter Start ins Leben dieser Meeresschildkröte – gesetzt der Falle die Menschen lassen sie in Ruhe ins Meer kommen, wo sie von Natur aus vielen Gefahren ausgesetzt ist.

Entspannt läuft dieser Hirsch durch einen Bach in den Schottischen Highlands.

Entspannt läuft dieser Hirsch durch einen Bach in den Schottischen Highlands.

Ein “nachhaltiger” Tourismus ist gefragter denn je – es beginnt damit, dass man als Wanderer wie Radfahrer in ausgewiesenen Naturschutzgebieten bzw. Tierschutzzonen eben nicht die Wege verlässt. Ebenso kein wildes Campen mit Reisemobil oder Zelt – bzw. in den Wintermonaten die Skipisten nicht verlässt (man riskiert nur Lawinenabgänge bzw. mit dem “Heli-Skiing” stört man Wildtiere enorm). Ruhe und Erholung findet man auch auf anderen “Wegen”! Einfach mal ein wenig “nachdenken”, bevor es in die Natur “geht”…

© Text & Fotos Hans-Martin Goede, 16.03.2016

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